Tuesday, July 9, 2013

Langschläfer vs. Frühaufsteher

Wir leben in einer Frühaufstehergesellschaft. Das Frühaufstehen gilt als tüchtig und Spätaufstehen für undiszipliniert und faul.

"Wer weit will gehen, muss früh aufstehen", "Morgenstund hat Gold im Mund", "der frühe Vogel fängt den Wurm". Sogar ganze Bundesländer machen sich dieses Image mehr oder weniger erfolgreich zu Nutzen: "Land der Frühaufsteher".

Mittlerweile ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Schlafrhythmen genetisch bedingt und es absolut ungesund ist sich dagegen zu wehren, bzw. einen Schlafrhythmus aufgezwungen zu bekommen. Aber unsere so deutsche Frühaufstehergesellschaft ist standfest und hält sich, obwohl es sogar mehr Langschläfer als Frühaufsteher gibt.

Es gibt allerdings einen Lichtblick. Es sind die flexiblen Arbeitszeiten der "New Economy", die dem Langschläfer bestens in die Hände spielt. Wieso? Das liegt ganz an dem Frühaufsteherstress, der einem jeden Vormittag begleitet und dazu bringt, so viel wie möglich bis zum Mittag geschafft zu haben. Denn auch die  Mittags- und Kantinenzeiten richten sich in vielen Unternehmen immer noch nach den Frühaufstehern und der Mittag bedeutet so viel wie "Halbzeit". Hier muss also schon möglichst die Hälfte aller Aufgaben erledigt sein, für Langschläfer natürlich unmöglich.

Der Gruppenzwang ist es, der einen dann 3 Stunden nach dem Frühstück schon wieder Mittagessen lässt. Viele Langschläfer essen dann häufig nur kleine Portionen oder einen Salat, um nicht die daruaffolgenden zwei Stunden in einer Fressstarre zu verharren und überhaupt nichts mehr auf die Reihe zu bekommen. Natürlich haben diese Langschläfer am frühen Nachmittag dann schon wieder Hunger und quälen sich bis zum frühen Abend, wo keiner mehr darauf achtet, ob man die Pause etwas ausdehnt und zum Supermarkt zwei Straßen weiter geht, um sich mit etwas Energiereserven einzudecken.
Jetzt ist das Büro der Frühaufsteher leer und da ein guter Frühaufsteher immer vor dem Chef oder Chef der Chefs im Büro ist, ist neben wenigen Langschläfern nur noch der Chef da, der langsam zur Ruhe kommt.

Jetzt schlägt die Stunde des Langschläfers. Denn wohingegen der Frühaufsteher vormittags selten bis nie den Chef zu greifen bekommt, weil dieser ganz nach dem "Halbzeit-Prinzip" seine maßlos überfüllte ToDo Liste versucht abzuarbeiten und sich das Gerede von zahlreichen Frühaufstehern vormittags in Terminen anhören muss, ist jetzt der passendste Moment um mit dem Chef über seine zukünftige Karriereplanung zu reden.
Dieser hat den Eindruck einen lang- und spät-arbeitenden Mitarbeiter vor sich zu haben. Denn wenn ein Chef morgens ins Büro kommt, hat er häufig eine handvoll Frühaufsteher vor Augen, die ihm versuchen einen Moment für ihre Karriereplanung zu entlocken und dieser versucht deshalb so geradewegs wie möglich erst einmal in sein Büro zu flüchten, bevor der Blick auf seine ToDo Liste fällt.

Der kleine Smalltalk, der kurze Bericht über die Aufgaben an denen man gerade arbeitet schafft vertrauen und er wird sich daran erinnern, dass es einen leidenschaftlich-arbeitenden sympathischen Mitarbeiter unter sich gibt, dem man vielleicht eine Chance geben sollte gefördert zu werden. Das Stichwort ist hier "Visibility" und war selten wichtiger als heute. Wo Hierarchien flach und Teams groß sind; die Eigenverantwortlichkeit bei der Erfüllung der Aufgaben hoch und die Arbeitszeiten flexibel sind.

Früh geht der Frühaufsteher
Lang lebe der Langschläfer!

Saturday, April 13, 2013

Also, wo geht es hin?

"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen"

Dieses Zitat, von einem der reichsten Männer der Welt, müsste eigentlich alarmieren. Müsste das Volk mobilisieren und gegen die Politik rebellieren. Denn wenn man das aktuelle Zeitgeschehen, die Politik und Wirtschaft verfolgt, dann muss man unweigerlich zum Systemkritiker werden. Der Kapitalismus begünstigt den Besitzenden und der "Arbeiter" wird ruhig gehalten, bedroht, mit dem einzigen, was er hat, die Arbeit. Wo in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine Art Neuanfang eine breite Mittelschicht schuf, wandert der Besitz mit Hilfe der Globalisierung auch hier immer weiter in die Hände der, die verstehen das System zu nutzen; unmoralisch genug sind den Staat und seine Bürger zu betrügen und fest davon überzeugt sind im Interesse des Landes zu handeln. Was Bitter ist und einen Systemwandel unausweichlich erscheinen lässt, sind die Optionen, die der "Arbeiter" hier hat. Konfrontiert mit 2 Milliarden Chinesen und Indern, ständig in der Defensive, wenn er mit seiner Ersetzbarkeit konfrontiert wird. Diese Länder in denen Informationen unterschlagen, Kritik an Politik und System ignoriert und unterdrückt wird. In denen die Elite ungehindert Macht und Geld jagen und sammeln kann; Sammeln zum Selbstzweck wird... Ein baldiger Wandel scheint dort so weit entfernt wie das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein dem Banker hier zu tage.

Die Wirtschaft, die den Mindestlohn strikt ablehnt, das volkswirtschaftlich begründet aber der die Transparenz und Verfügbarkeit von Informationen einfach fehlt. Natürlich bedeutet ein Mindestlohn eine theoretische Minderung von Arbeitsplätzen, aber seit wann geht es dem Kapitalismus um Arbeitsplätze? Ihr geht es um Geld, um Geld, das im Falle eines Mindestlohns auch den Besitzenden fehlen würde und denen ich den Hintergrund der Ablehnung des Mindestlohn unterstelle. Fraglich ob das Opfer der Arbeitsplätze einen Mindestlohn rechtfertigt. Ein Versuch halte ich ihn dennoch wert.

Tatsächlich kann vielleicht nur Transparenz und die freie Verfügbarkeit von Informationen diesen Wahnsinn stoppen. Aber auch der "Arbeiter" denkt in erster Linie nur an sich und offensichtlich fällt es ihm schwer über seinen Tellerrand hinaus zu blicken...