Sunday, June 10, 2012

Hedonismus ist der größte Unsinn des Jahrhunderts


Es ist mit die größte Herausforderung beim Erwachsenwerden zu entscheiden, ob wir die Zeit an uns vorbeigehen lassen oder ob wir die Zeit bewusst wahrnehmen und in jedem Moment die Zeit für uns konstruktiv nutzen.
Es ist die Kunst mit den Gedanken (und damit mit der Zeit) umgehen zu können. Lernen zu entscheiden das Richtige, beziehungsweise konstruktiv zu denken.
Ich selbst verliere mich sehr oft in Abstraktionen, ohne die Welt, wie sie wirklich ist zu sehen. Ohne zu sehen, was in mir ist. Irgendwo erleichtert uns die Abstraktion unseren Alltag, aber darin verloren, ist sie die Heimat der Unzufriedenheit.

Die Welt ist das, was du daraus machst.
Du kannst rausgehen und zur Tram hetzen oder du kannst rausgehen und jeder Kleinigkeit deine Aufmerksamkeit schenken. Wir können nur das Schöne sehen, was wir sehen wollen.
Ich glaube es fällt einfach unglaublich leicht die Schönheit in Clubs, Alkohol, Drogen und unvergesslichen Abenden dieser Art zu finden. Denn sie sind laut und sie sind intensiv und sie heben sich so unglaublich STARK ab von unserem "Alltag". Dass wir sie von Anfang bis Ende als besonders wahrnehmen. Als wenn unser Kopf mit dem ersten Schluck Alkohol an einem Abend sofort das Zeichen für "besonders wertvoller Moment" bekommt. Wir stumpfen einfach ab.
Was passiert höchstwahrscheinlich wenn wir fertig mit unserer Ausbildung sind? Wir werden arbeiten, vielleicht eine Frau kennen lernen, eine Familie gründen... Wir werden von Montag bis Freitag arbeiten und am Wochenende uns um den Haushalt kümmern... Wir werden abends um 21.30 nach einem 10-11h Tag bei REWE einkaufen gehen und auf der Fahrt nach Hause in einen mega langen Stau kommen.

Wenn ich einkaufen gehe kann ich mich über die schrecklich langsame Kassiererin aufregen. Wenn ich im Stau stehe kann ich mich aufregen, warum grad heute dieser Stau ist und ich darin hocke. Aber vielleicht hat die Kassierin eine Behinderung und kann deshalb nicht so schnell sein. Vielleicht stehe ich im Stau, weil eine Familie in ihrem Auto einen Unfall gebaut hat nur weil der Fahrer vor ihnen einen Moment nicht aufgepasst hat. Und hier ist es wichtig, egal welche Zeit uns wie geraubt erscheint, wir müssen diese Zeit nutzen. Sie kann an uns vorbeigehen und wir werden uns mit all diesen Abstraktionen quälen oder wir versuchen dahinter zu blicken...

Du kannst dich darüber freuen, dass du deine Lieblingssmoothies und eine schöne Flasche Wein kaufen kannst und dich nicht wie andere Sorgen um dein Einkaufsbudget machen muss.
Anstatt sich über den Stau zu ärgern, könnte man mit seinem kleinen Sohn telefonieren und ihm sagen ich bin gleich zuhause und dann bauen wir die Legoburg zusammen auf.
Oder man könnte sich entspannt zurücklehnen und das neue CD Album hören, was man sich am Wochenende gekauft hat. Man könnte sich über die Kassieren aufregen oder schon in Vorfreude über das spontane Essen, was man seiner Frau kochen will sein, da man sich endlich entschieden hat mal heimlich in ein Kochbuch zu schauen. Man könnte aus dem Auto im Stau in den Himmel gucken und würde feststellen,  dass die Wolken in dem Sonnenuntergang echt die schönsten Farben annehmen.
Aber anstatt uns zu freuen entscheiden wir uns ganz bewusst unser Leben zu hassen.
Und das obwohl vielleicht wirklich andere Menschen mit Behinderung an der Kasse sitzen oder jemand gerade bei einem Unfall gestorben ist.
Trotzdem nehmen wir uns diese unglaubliche Frechheit heraus uns zu beschweren. Wir wünschen uns unser Leben lang ein bisschen mehr Geld, ein bisschen mehr Zeit, dann wäre alles perfekt. Aber es wird niemals alles "perfekt". Es ist eigentlich schon alles perfekt.
Wir haben jeden Tag die Möglichkeit verdammt glücklich zu sein... denn wir haben so verdammt VIEL worüber wir glücklich sein können wir müssen uns nur dafür entscheiden.
Die Welt zu sehen wie sie wirklich ist, ist eine Entscheidung, zu der wir alle fähig sind, aber sie muss getroffen werden - immer wieder...